Aufgeld

Das Aufgeld – auch als Agio bekannt – ist ein finanzieller Aufschlag, der in verschiedenen Wirtschaftsbereichen zum Einsatz kommt. Umgangssprachlich könnte man von einem “Preisaufschlag” oder einer “Zusatzgebühr” sprechen. In der Finanzwelt bezeichnet der Begriff die Differenz zwischen dem Nennwert und dem tatsächlich gezahlten höheren Betrag. Besonders verbreitet ist das Konzept am Kapitalmarkt, im Gesellschaftsrecht und in der Numismatik. Für Anleger, Unternehmer und Sammler ist das Verständnis dieses Begriffes oft bares Geld wert.

Aufgeld bei Wertpapieren

An der Börse treffen wir regelmäßig auf das Aufgeld. Bei Aktien spricht man davon, wenn der Ausgabekurs über dem Nennwert liegt. Stellt eine Firma neue Aktien aus, kann sie diese über pari (also über dem Nennwert) platzieren. Den Aufschlag kassiert die Gesellschaft als Kapitalrücklage.

Ein gutes Beispiel sind Neuemissionen (IPOs). Hat eine Aktie den Nennwert von 1 Euro, wird aber für 25 Euro ausgegeben, beträgt das Aufgeld stattliche 24 Euro. Ähnliches sehen wir bei Kapitalerhöhungen etablierter Unternehmen: Der Ausgabekurs orientiert sich am Börsenkurs und liegt fast immer deutlich über dem ursprünglichen Nennwert.

Auch bei Anleihen ist das Aufgeld ein alltägliches Phänomen. Wird eine Anleihe über ihrem Nennwert gehandelt, spricht man von einem Kurs über pari. Das passiert typischerweise, wenn die Zinsen am Markt fallen und ältere, höher verzinste Anleihen dadurch attraktiver werden.

Aufgeld im Gesellschaftsrecht

Beim Eintritt in eine Kapitalgesellschaft kann ebenfalls ein Aufgeld anfallen. Tritt ein neuer Gesellschafter einer GmbH bei, zahlt er oft mehr als den reinen Nennwert seiner Anteile. Mit diesem Aufgeld beteiligt er sich an den über Jahre aufgebauten Reserven und stillen Werten des Unternehmens.

Stellen wir uns vor: Eine florierende GmbH mit vier Gesellschaftern hat über zehn Jahre Rücklagen von 1 Million Euro angehäuft. Ein neuer Gesellschafter, der 20% der Anteile erwerben möchte, müsste neben dem Nennwert seiner Stammeinlage auch 20% dieser Reserven abgelten – eben durch ein angemessenes Aufgeld.

Steuerlich wandert das Aufgeld nicht in den steuerpflichtigen Gewinn, sondern wird als Kapitalrücklage verbucht. So können Unternehmen Eigenkapital aufbauen, ohne dass die bestehenden Gesellschafter steuerliche Nachteile haben.

Aufgeld bei Investmentfonds

Auch wer Fondsanteile kauft, kann mit einem Aufgeld konfrontiert werden. Der Ausgabeaufschlag – wie das Aufgeld hier heißt – kann bis zu 5% des Anteilswerts betragen und dient der Vergütung des Vertriebs. Wer also für 10.000 Euro in einen Fonds mit 5% Ausgabeaufschlag investiert, zahlt effektiv 10.500 Euro.

Diese Praxis gerät zunehmend unter Druck. Direktbanken und Online-Broker bieten mittlerweile viele Fonds ohne Ausgabeaufschlag an. Stattdessen verdienen sie an laufenden Bestandsprovisionen oder einer jährlichen Servicepauschale.

Bei ETFs (Exchange Traded Funds) entfällt das Ausgabeaufschlag in der Regel komplett. Hier zahlen Anleger nur den Börsenkurs plus Ordergebühren – einer der Gründe für den Siegeszug dieser Anlageform.

Aufgeld in anderen Bereichen

Das Konzept des Aufgelds begegnet uns auch jenseits der reinen Finanzwelt:

Besonders im Sammlerwesen bestimmt das Aufgeld oft den wahren Wert eines Objekts. Eine Silbermünze mag Material im Wert von 15 Euro enthalten, wird aber aufgrund ihrer Seltenheit für 150 Euro gehandelt – das Aufgeld beträgt hier also 135 Euro oder 900%.

Vom richtigen Umgang mit dem Aufgeld

Für Privatanleger ist das Aufgeld oft ein versteckter Renditefresser. Bei Fonds schmälert der Ausgabeaufschlag die Gesamtrendite erheblich. Ein Fonds müsste bei 5% Aufgeld im ersten Jahr schon deutlich besser performen als der Markt, nur um diesen Nachteil auszugleichen.

Bei Anleihen wirkt sich das Aufgeld direkt auf die Rendite aus. Kauft man eine Anleihe über pari, sinkt die effektive Verzinsung. Im aktuellen Niedrigzinsumfeld ist daher Vorsicht geboten, wenn Anleihen mit hohen Kupons deutlich über 100% gehandelt werden.

Für Unternehmen hingegen ist das Aufgeld ein wichtiges Instrument der Kapitalbeschaffung. Es ermöglicht, den wahren Wert des Unternehmens bei Kapitalmaßnahmen einzupreisen, ohne den Nennwert der Anteile ändern zu müssen.

Letztlich ist das Aufgeld ein zweischneidiges Schwert: Für die eine Seite zusätzliche Einnahme, für die andere zusätzliche Kosten. Wer die Mechanismen versteht, kann besser einschätzen, ob ein gefordertes Aufgeld angemessen ist oder nicht.