Badwill

Während alle Welt vom Goodwill redet, ist sein ungeliebter Bruder der Badwill – sozusagen der Malus statt des Bonus. Er entsteht, wenn man ein Unternehmen unter seinem Buchwert kauft. Anders ausgedrückt: Wenn der Kaufpreis niedriger ist als das, was die Bilanz verspricht. Ein Schnäppchen also? Nicht unbedingt.

Entstehung und Ursachen

Ein Badwill ist wie ein Warnsignal. Er tritt auf, wenn der Markt ein Unternehmen schlechter bewertet als seine Bücher suggerieren. Die Gründe dafür können vielfältig sein: drohende Verluste, veraltete Technologie, Rechtsstreitigkeiten oder einfach schlechte Zukunftsaussichten. Manchmal ist es auch nur der Verkaufsdruck eines Eigentümers in Not.

Bilanzielle Behandlung

Bilanztechnisch ist der Badwill ein Sonderfall. Nach den Rechnungslegungsstandards muss er als “negativer Unterschiedsbetrag” ausgewiesen werden. Dabei gilt: Erst prüfen, dann buchen. Denn manchmal stecken hinter dem niedrigen Kaufpreis auch versteckte Risiken oder künftige Restrukturierungskosten.

Wirtschaftliche Bedeutung

In der Praxis ist ein Badwill oft ein zweischneidiges Schwert. Einerseits macht er Übernahmen günstiger, andererseits ist er häufig ein Indikator für grundlegende Probleme. Kluge Käufer sehen ihn deshalb als Warnsignal und prüfen besonders gründlich, was hinter der Unterbewertung steckt.

Strategische Implikationen

Für Investoren kann ein Badwill durchaus interessant sein – vorausgesetzt, sie haben einen Plan. Manchmal bietet er die Chance, ein grundsätzlich gesundes Unternehmen günstig zu übernehmen und durch gezielte Maßnahmen wieder auf Kurs zu bringen. Das erfordert allerdings Expertise, Zeit und meist auch zusätzliches Kapital.

Risiken und Chancen

Die Verlockung des günstigen Kaufpreises sollte nicht über die Risiken hinwegtäuschen. Oft stecken hinter einem Badwill strukturelle Probleme, die sich nicht so leicht beheben lassen. Andererseits kann er für erfahrene Sanierer eine echte Chance sein – wenn sie wissen, was sie tun.

Prüfung und Due Diligence

Wer ein Unternehmen mit Badwill kauft, sollte besonders gründlich prüfen. Die Due Diligence muss nicht nur die üblichen Bereiche abdecken, sondern auch die spezifischen Gründe für die Unterbewertung aufdecken. Nur so lässt sich einschätzen, ob der niedrige Preis ein Schnäppchen oder eine Falle ist.

Fazit

Ein Badwill ist wie ein Preisschild mit Warnhinweis: Günstig ja, aber warum? Er kann eine echte Chance sein, birgt aber auch erhebliche Risiken. Entscheidend ist die gründliche Analyse der Ursachen und ein realistischer Plan für die Zeit nach der Übernahme. Wer hier zu optimistisch ist, kann sich trotz des niedrigen Kaufpreises gewaltig verkalkulieren. Clevere Investoren sehen im Badwill weniger ein Schnäppchen als eine Herausforderung, die es zu meistern gilt.