Business Angel
Ein Business Angel ist ein wohlhabender Privatinvestor, der in Start-ups und junge Unternehmen investiert – und zwar meist in einer frühen Phase, wenn das unternehmerische Risiko noch hoch ist. Anders als reine Finanzinvestoren bringen Business Angels neben Kapital auch ihre Erfahrung, ihr Know-how und ihr Netzwerk mit ein. Sie fungieren als Mentoren und Türöffner für Gründer. Der Name “Engel” kommt nicht von ungefähr: Diese Investoren helfen jungen Unternehmen oft über kritische Phasen hinweg, wenn andere Geldgeber noch nicht bereit sind, das Risiko zu tragen.
Typisches Profil eines Business Angels
Wer sind diese Investoren eigentlich? Meist handelt es sich um erfolgreiche Unternehmer, die ihr Vermögen bereits gemacht haben und nun ihr Wissen weitergeben möchten. Viele sind ehemalige Gründer, die ihre Unternehmen verkauft haben und nun als “Serial Entrepreneurs” aktiv bleiben. Andere kommen aus Führungspositionen großer Konzerne und bringen ihre Management-Erfahrung mit.
Die meisten Business Angels investieren in Branchen, die sie gut kennen. Ein ehemaliger Tech-Unternehmer investiert bevorzugt in Software-Start-ups, ein früherer Pharma-Manager in Biotechnologie. Diese Branchenkenntnis ist Teil ihres Wertes für die Gründer – sie verstehen deren Herausforderungen aus eigener Erfahrung.
Die typischen Investitionssummen liegen zwischen 25.000 und 250.000 Euro. Bei größeren Finanzierungsrunden schließen sich Business Angels oft zu Syndikaten zusammen, um gemeinsam zu investieren. So können sie auch größere Summen stemmen und das Risiko verteilen.
Was Business Angels von anderen Investoren unterscheidet
Im Vergleich zu institutionellen Investoren wie Venture-Capital-Fonds agieren Business Angels deutlich informeller und persönlicher. Sie entscheiden oft aus dem Bauch heraus und können binnen Wochen investieren, während ein VC-Fonds monatelange Due-Diligence-Prozesse durchläuft.
Auch die Motivation unterscheidet sich. Natürlich wollen auch Angels Rendite erzielen, doch für viele spielen weitere Faktoren eine wichtige Rolle:
- Der Wunsch, junge Unternehmer zu unterstützen und Wissen weiterzugeben
- Die Freude am unternehmerischen Gestalten, ohne selbst operativ tätig zu sein
- Das Interesse an Innovation und neuen Technologien
- Die Möglichkeit, gesellschaftlich sinnvolle Projekte zu fördern
- Der Reiz, Teil einer spannenden Gründergeschichte zu sein
Diese Mischung aus finanziellen und nicht-finanziellen Motiven macht Business Angels zu besonderen Partnern für Gründer. Sie haben oft mehr Geduld und ein tieferes persönliches Engagement als reine Finanzinvestoren.
Der typische Investitionsprozess
Wie läuft eine Angel-Investition ab? Der Weg zum Investment beginnt meist mit dem Netzwerk. Gründer treffen potenzielle Angels auf Startup-Events, über gemeinsame Bekannte oder spezielle Plattformen wie Business-Angel-Netzwerke.
Nach einem ersten Pitch folgen tiefergehende Gespräche, in denen der Angel das Geschäftsmodell, das Team und den Markt beurteilt. Ist er überzeugt, beginnen die Verhandlungen über die Konditionen: Wie viel Kapital fließt zu welcher Bewertung? Welchen Anteil erhält der Angel? Welche Mitspracherechte werden vereinbart?
Der formale Teil umfasst einen Beteiligungsvertrag und oft einen Gesellschaftervertrag, der die Rechte und Pflichten regelt. Nach Abschluss beginnt die eigentliche Zusammenarbeit – regelmäßige Updates, strategische Beratung und die Öffnung von Türen zu Kunden, Partnern oder weiteren Investoren.
Erfolgsgeschichten und Risiken
Die Start-up-Welt ist voll von Geschichten erfolgreicher Angel-Investments. Peter Thiel investierte 500.000 Dollar in Facebook und machte daraus mehr als eine Milliarde. Zahlreiche deutsche Start-ups wie Flixbus, N26 oder Zalando hatten in ihrer Frühphase Business Angels an Bord.
Doch diese Erfolgsgeschichten sollten nicht darüber hinwegtäuschen, dass Angel-Investing hochriskant ist. Die Faustregel besagt, dass von zehn Investments vielleicht eines ein großer Erfolg wird, zwei oder drei sich einigermaßen entwickeln und der Rest scheitert. Angels diversifizieren daher ihr Portfolio und investieren in mehrere Start-ups, um das Risiko zu streuen.
Die Erfolgsaussichten steigen, wenn der Angel aktiv unterstützt und sein Wissen einbringt. Passive Investments haben statistisch gesehen schlechtere Renditen. Das unterstreicht den Kern des Angel-Konzepts: Es geht nicht nur um Geld, sondern um Engagement und Erfahrung.
Die Business-Angel-Szene heute
In Deutschland hat sich in den letzten Jahren eine lebendige Business-Angel-Szene entwickelt. Netzwerke wie der Business Angels Netzwerk Deutschland e.V. (BAND) oder der High-Tech Gründerfonds verbinden Investoren und Start-ups. Der Staat fördert Angel-Investments durch Programme wie den INVEST-Zuschuss, der 20% der Investitionssumme als steuerfreien Zuschuss gewährt.
Die Corona-Krise hat die Bedeutung von Business Angels noch verstärkt. In Zeiten, in denen viele institutionelle Investoren zurückhaltend agieren, sind Angels oft die letzten verbliebenen Frühphasen-Investoren. Sie überbrücken das berüchtigte “Valley of Death” – die kritische Phase, in der Start-ups zwar eine Idee, aber noch keinen Umsatz haben.