Buy and Build
Buy and Build ist eine Wachstumsstrategie, bei der ein Unternehmen gezielt mehrere kleinere Firmen der gleichen Branche kauft und zu einem größeren Ganzen zusammenfügt. Man könnte es als unternehmerisches Puzzle bezeichnen: Erst wird eine Plattform erworben (das Buy), dann folgen weitere Zukäufe, die das Unternehmen Stück für Stück vergrößern und stärken (das Build). Besonders Private-Equity-Gesellschaften und strategische Investoren setzen auf diesen Ansatz, um in fragmentierten Märkten größere Einheiten zu schaffen und von Synergien zu profitieren.
Die Grundidee hinter Buy and Build
Das Konzept ist einfach und einleuchtend: In vielen Branchen tummeln sich zahlreiche kleine und mittelgroße Unternehmen, die für sich genommen erfolgreich, aber vergleichsweise unbedeutend sind. Durch den gezielten Zusammenschluss mehrerer dieser Unternehmen lässt sich ein Marktführer formen, der Größenvorteile nutzen kann.
Den Anfang macht typischerweise der Kauf eines soliden Unternehmens, das als Plattform dient. Dieses sollte bereits eine gewisse Größe, ein erfahrenes Management und stabile Prozesse haben. Auf dieser Basis werden dann schrittweise komplementäre Unternehmen zugekauft und integriert. Mit jedem Zukauf wächst nicht nur die Größe, sondern idealerweise auch die Profitabilität des Gesamtgebildes.
Ein praktisches Beispiel: Ein Investor kauft zunächst eine regional führende Gebäudereinigungsfirma. Nach und nach werden Wettbewerber aus angrenzenden Regionen zugekauft, später vielleicht auch Spezialisten für Fassadenreinigung oder Grünflächenpflege. Am Ende steht ein national agierender Facility-Management-Anbieter mit breitem Serviceportfolio.
Vorteile der Buy-and-Build-Strategie
Der Buy-and-Build-Ansatz bietet zahlreiche Vorteile, die ihn besonders für Finanzinvestoren attraktiv machen:
- Größenvorteile: Einkaufskonditionen verbessern sich, Fixkosten verteilen sich auf mehr Umsatz
- Geografische Expansion: Neue Regionen und Märkte können schneller erschlossen werden als durch organisches Wachstum
- Multiple-Arbitrage: Kleinere Unternehmen werden oft günstiger bewertet als größere, was beim Exit zu einem höheren Verkaufspreis führt
- Risikodiversifikation: Abhängigkeiten von einzelnen Kunden oder regionalen Märkten werden reduziert
- Effizienzsteigerung: Best Practices können im gesamten Unternehmensverbund ausgerollt werden
- Erweiterung des Leistungsportfolios: Zusätzliche Produkte oder Dienstleistungen ergänzen das Angebot
- Gewinnung von Fachkräften: Mit den Zukäufen kommen wertvolle Mitarbeiter ins Unternehmen
Besonders der Multiple-Effekt macht die Strategie für Investoren lukrativ: Während sie die Zukäufe vielleicht zum 4-5-fachen des EBITDA erwerben können, lässt sich die gesamte Gruppe später möglicherweise zum 8-10-fachen verkaufen – ein erheblicher Hebeleffekt für die Rendite.
Typischer Ablauf eines Buy-and-Build-Projekts
Eine erfolgreiche Buy-and-Build-Strategie folgt meist einem bestimmten Muster. Nach der Identifikation einer geeigneten Zielbranche mit Konsolidierungspotenzial beginnt die aktive Phase:
Zunächst wird die Plattform erworben – ein solides Unternehmen mit professionellen Strukturen und einem Management, das die Wachstumsstrategie mitträgt. Diese Akquisition ist oft größer und teurer als die folgenden Zukäufe.
Im nächsten Schritt entwickelt das Investorenteam gemeinsam mit dem Management einen strategischen Plan: Welche Unternehmen kommen als Zukäufe infrage? Welche Regionen sollen erschlossen, welche Produkte ergänzt werden? Eine gründliche Marktanalyse identifiziert potenzielle Übernahmekandidaten.
Nun beginnt das systematische Akquisitionsprogramm. Zielunternehmen werden angesprochen, Due-Diligence-Prüfungen durchgeführt und Kaufverträge ausgehandelt. Entscheidend ist dabei ein standardisierter Prozess, der mit zunehmender Erfahrung immer effizienter wird.
Der kritischste Schritt ist die Post-Merger-Integration. Hier entscheidet sich, ob die theoretischen Synergien tatsächlich realisiert werden können. Je nach Strategie erfolgt die Integration mehr oder weniger tiefgreifend – von der vollständigen Verschmelzung bis zur relativ autonomen Weiterführung unter einem gemeinsamen Dach.
Nach drei bis sieben Jahren steht typischerweise der Exit an. Die nun deutlich größere und profitablere Unternehmensgruppe wird verkauft – entweder an einen strategischen Investor, an einen größeren Private-Equity-Fonds oder über einen Börsengang.
Herausforderungen und Risiken
Trotz aller Vorteile ist Buy and Build kein Selbstläufer. Die Strategie birgt erhebliche Herausforderungen:
Die Integration verschiedener Unternehmenskulturen kann zur Zerreißprobe werden. Was auf dem Papier zusammenpasst, harmoniert in der Praxis nicht immer. Unterschiedliche Führungsstile, Prozesse und Wertvorstellungen treffen aufeinander und müssen behutsam zusammengeführt werden.
Auch die Gefahr des Überwachsens droht. Mit jedem Zukauf werden die Strukturen komplexer. Was bei drei oder vier Standorten noch funktioniert, kann bei zwanzig oder dreißig zum Organisationschaos führen, wenn die Managementkapazitäten nicht mitwachsen.
Nicht zuletzt besteht das Risiko der Überbezahlung. In einem heißen M&A-Markt steigen die Kaufpreise, besonders wenn mehrere Investoren dieselbe Buy-and-Build-Strategie verfolgen. Zu hohe Einstiegspreise können die gesamte Renditekalkulation zunichtemachen.
Aktuelle Trends
In den letzten Jahren hat Buy and Build weiter an Popularität gewonnen. Niedrige Zinsen und hohes Anlagevolumen drängten Private-Equity-Gesellschaften zu immer aktiveren Strategien. Gleichzeitig suchen viele Mittelständler einen Nachfolger, was das Angebot an potenziellen Übernahmekandidaten erhöht.
Besonders beliebt sind derzeit Branchen wie IT-Dienstleistungen, Gesundheitswesen, Business Services und spezialisierte Industrieunternehmen. Hier existieren noch viele kleinere Anbieter, die sich zu größeren Einheiten zusammenfassen lassen.
Auch die geografische Reichweite nimmt zu. Während Buy-and-Build-Strategien früher oft auf einen nationalen Markt beschränkt waren, sind heute europäische oder gar globale Plattformen keine Seltenheit mehr. Die Digitalisierung erleichtert dabei die Integration über Ländergrenzen hinweg.