Buy-In Management Buy-Out
Ein Buy-In Management Buy-Out, kurz BIMBO, ist eine spezielle Form der Unternehmensübernahme, bei der sich internes und externes Management zusammenschließen, um ein Unternehmen zu kaufen. Es handelt sich um eine Mischform aus dem klassischen Management Buy-Out (MBO), bei dem die bestehende Führungsriege die Firma übernimmt, und dem Management Buy-In (MBI), bei dem externe Manager einsteigen. Diese Kombination vereint die Stärken beider Welten: Das Insider-Wissen der bisherigen Manager trifft auf frische Impulse und zusätzliche Expertise von außen.
Das Grundprinzip des BIMBO
Bei einem BIMBO schließen sich Teile des bestehenden Managements mit externen Führungskräften zusammen, um gemeinsam die Mehrheit oder alle Anteile eines Unternehmens zu erwerben. Der bisherige Eigentümer – oft ein Familienunternehmer ohne Nachfolger oder ein Konzern, der sich von einer Tochtergesellschaft trennen möchte – verkauft seine Anteile an dieses gemischte Team.
Die Finanzierung erfolgt typischerweise durch eine Kombination aus Eigenkapital der beteiligten Manager und Fremdkapital von Banken oder Beteiligungsgesellschaften. Häufig bringen die Manager nur einen kleinen Teil des Kaufpreises aus eigenen Mitteln auf und nehmen den Rest als Kredit auf. Diese Hebelwirkung kann die Eigenkapitalrendite erheblich steigern, erhöht aber auch das Risiko.
Ein anschauliches Beispiel: Ein mittelständischer Maschinenbauer steht zum Verkauf, weil der Eigentümer sich zur Ruhe setzen möchte. Der technische Leiter und der Vertriebsleiter wollen das Unternehmen weiterführen, benötigen aber frisches Kapital und zusätzliche kaufmännische Expertise. Sie holen einen erfahrenen CFO aus einem größeren Unternehmen ins Boot, und gemeinsam übernehmen sie die Firma.
Vorteile gegenüber reinem MBO oder MBI
Der BIMBO bietet einige wesentliche Vorteile gegenüber den “reinen” Übernahmeformen:
- Kontinuität und Innovation gleichzeitig: Das bestehende Management sorgt für Stabilität, während die externen Kräfte neue Ideen einbringen
- Breitere Kapital- und Wissensbasis: Mehr Beteiligte bedeuten mehr Eigenkapital und ein breiteres Kompetenzspektrum
- Risikoteilung: Die Verantwortung und das finanzielle Risiko verteilen sich auf mehrere Schultern
- Höhere Erfolgschancen: Studien zeigen, dass BIMBOs tendenziell erfolgreicher sind als reine MBIs, da sie das Risiko eines “Kulturschocks” reduzieren
- Leichterer Zugang zu Finanzierung: Banken und Investoren schätzen die Kombination aus Kontinuität und Erneuerung
Besonders in traditionellen Branchen oder bei stark inhabergeprägten Unternehmen kann der BIMBO der ideale Kompromiss sein, um den Übergang zu meistern, ohne bewährte Strukturen vollständig aufzubrechen.
Typischer Ablauf eines BIMBO
Ein BIMBO ist ein komplexer Prozess, der sorgfältige Planung erfordert. Typischerweise durchläuft er folgende Phasen:
- Initiierung: Verkaufsabsicht des Eigentümers oder aktive Suche des Managements nach Übernahmemöglichkeiten
- Teambildung: Zusammenstellung des internen und externen Managementteams mit komplementären Fähigkeiten
- Entwicklung eines Geschäftsplans: Gemeinsame Vision für die Zukunft des Unternehmens
- Finanzierung: Suche nach Eigenkapitalgebern und Fremdkapitalfinanzierung
- Due Diligence: Gründliche Prüfung des Unternehmens (auch wenn interne Manager beteiligt sind)
- Vertragsverhandlungen und Abschluss: Festlegung der Kaufbedingungen und Übernahme
- Post-Merger-Integration: Zusammenwachsen des neuen Führungsteams und Umsetzung der geplanten Maßnahmen
Besonders wichtig ist die klare Regelung der Rollen und Entscheidungsbefugnisse im neuen Führungsteam. Hier müssen potenzielle Konflikte zwischen alten und neuen Managern frühzeitig adressiert werden.
Herausforderungen und Erfolgsfaktoren
Trotz seiner Vorteile birgt der BIMBO spezifische Herausforderungen. Die wichtigsten sind:
Die Balance zwischen Kontinuität und Veränderung ist heikel. Zu viel Bewahrung kann notwendige Innovationen blockieren, zu radikale Änderungen können bewährte Stärken gefährden. Ein gemeinsam entwickelter, klarer Businessplan ist daher unverzichtbar.
Die Führungsstruktur muss sorgfältig gestaltet werden. Wer hat das letzte Wort? Wie werden Entscheidungen getroffen? Unklarheiten können zu Machtkämpfen führen, die das Unternehmen lähmen. Klare Zuständigkeiten und Entscheidungswege sind entscheidend.
Die Finanzierung ist oft anspruchsvoll. Da mehrere Manager beteiligt sind, muss das Eigenkapital auf mehr Schultern verteilt werden. Gleichzeitig steigen die Anforderungen an die Gesamtfinanzierung, da externe Manager oft höhere Gehaltserwartungen haben als das bestehende Team.
Zu den wichtigsten Erfolgsfaktoren zählen:
- Eine gemeinsame Vision aller beteiligten Manager
- Komplementäre Fähigkeiten und klar definierte Verantwortungsbereiche
- Sorgfältige Due Diligence trotz interner Beteiligung
- Eine solide, nicht zu aggressive Finanzierungsstruktur
- Professionelle externe Begleitung (Rechts- und Steuerberater, M&A-Berater)
- Transparente Kommunikation mit Mitarbeitern, Kunden und Lieferanten
Aktuelle Trends und Perspektiven
Der BIMBO gewinnt als Übernahmemodell zunehmend an Bedeutung. Besonders im Mittelstand, wo in den nächsten Jahren tausende Unternehmen vor der Nachfolgefrage stehen, bietet er eine attraktive Alternative zur Übernahme durch Konzerne oder Finanzinvestoren.
Spezialisierte Beteiligungsgesellschaften haben das Potenzial erkannt und entwickeln maßgeschneiderte Finanzierungslösungen für BIMBOs. Sie bringen nicht nur Kapital ein, sondern unterstützen auch bei der Suche nach geeigneten externen Managern und der Strukturierung der Übernahme.
Die aktuellen wirtschaftlichen Herausforderungen – von Digitalisierung bis Fachkräftemangel – machen die Kombination aus Erfahrung und frischen Impulsen besonders wertvoll. Der BIMBO ermöglicht es, Bewährtes zu bewahren und gleichzeitig notwendige Veränderungen einzuleiten – ein Balanceakt, der für viele Unternehmen überlebenswichtig ist.