Buy-Out
Ein Buy-out bezeichnet den Kauf eines Unternehmens oder wesentlicher Unternehmensanteile mit dem Ziel, die Kontrolle zu übernehmen. Anders als bei herkömmlichen Aktienkäufen geht es hier nicht um eine Minderheitsbeteiligung, sondern um die Übernahme der Mehrheit oder gar aller Anteile. Der Begriff stammt aus dem Englischen und hat sich auch im deutschen Sprachraum fest etabliert. Je nach Konstellation und beteiligten Parteien gibt es verschiedene Varianten, die in der Wirtschaftswelt eine wichtige Rolle spielen.
Management Buy-out (MBO)
Der Management Buy-out ist wohl die bekannteste Spielart. Hier kauft das bestehende Management die Firma, für die es bisher gearbeitet hat. Aus Angestellten werden Eigentümer – ein Rollenwechsel mit weitreichenden Konsequenzen.
Der typische Fall: Ein Mittelständler findet keinen Nachfolger in der Familie. Die langjährigen Geschäftsführer kennen das Unternehmen in- und auswendig und wollen es weiterführen. Mit Hilfe von Banken und oft auch Beteiligungsgesellschaften stemmen sie den Kaufpreis.
Der Vorteil liegt auf der Hand: Es gibt keinen Bruch in der Unternehmensführung. Kunden, Lieferanten und Mitarbeiter behalten ihre gewohnten Ansprechpartner. Gleichzeitig bringt der Eigentümerwechsel oft frischen Wind, da die neuen Eigentümer hochmotiviert sind, “ihre” Firma zum Erfolg zu führen.
Die Herausforderung: Das Management muss plötzlich unternehmerische Risiken tragen und erhebliche finanzielle Verpflichtungen eingehen. Nicht jeder gute Manager ist auch ein guter Unternehmer – der Rollenwechsel will gut überlegt sein.
Leveraged Buy-out (LBO)
Beim Leveraged Buy-out wird der Kaufpreis zum Großteil durch Fremdkapital finanziert – daher der Name (leverage = Hebelwirkung). Der Käufer bringt nur einen kleinen Teil des Kapitals selbst auf und leiht sich den Rest. Das Besondere: Die Zielgesellschaft selbst wird für die Rückzahlung der Kredite herangezogen.
Die Mechanik läuft typischerweise so ab: Eine Übernahmegesellschaft nimmt Kredite auf, kauft damit das Zielunternehmen und fusioniert anschließend mit diesem. Die Schulden landen so auf der Bilanz des gekauften Unternehmens, dessen Cashflows für den Schuldendienst genutzt werden.
Diese Methode wurde in den 1980er Jahren besonders in den USA populär und von Finanzinvestoren wie KKR perfektioniert. Filme wie “Wall Street” haben das Image des LBO geprägt – nicht immer vorteilhaft. Kritiker sehen darin eine Ausplünderung von Unternehmen, Befürworter hingegen ein Instrument zur Effizienzsteigerung.
Der LBO funktioniert besonders gut bei Unternehmen mit stabilen Cashflows, geringer Verschuldung und Optimierungspotenzial. Nach einigen Jahren wird das restrukturierte Unternehmen oft gewinnbringend weiterverkauft oder an die Börse gebracht.
Private Equity und Buy-outs
Private-Equity-Gesellschaften haben Buy-outs zu ihrem Geschäftsmodell gemacht. Sie sammeln Geld von institutionellen Anlegern und wohlhabenden Privatpersonen ein, um damit Unternehmen zu kaufen, weiterzuentwickeln und mit Gewinn zu verkaufen.
Ihr Vorgehen folgt meist diesem Muster:
- Identifikation unterbewerteter oder verbesserungsfähiger Unternehmen
- Übernahme der Mehrheit, oft kombiniert mit Fremdfinanzierung (LBO)
- Umstrukturierung, Effizienzsteigerung und strategische Neuausrichtung
- Zukäufe von ergänzenden Unternehmen (Buy-and-Build-Strategie)
- Exit nach 3-7 Jahren durch Verkauf oder Börsengang
Bekannte Namen in dieser Branche sind Blackstone, KKR, CVC oder EQT. Sie verwalten Milliardensummen und haben weltweit zahlreiche Unternehmen im Portfolio. In Deutschland sind etwa Springer, Birkenstock oder Techem in der Hand von Private-Equity-Investoren.
Die Auswirkungen sind umstritten: Während manche Unternehmen unter dem Renditedruck leiden, schaffen andere den Sprung zu mehr Effizienz und Wachstum. Entscheidend für den Erfolg ist oft die Balance zwischen kurzfristiger Optimierung und langfristiger Entwicklung.
Weitere Buy-out-Varianten
Neben MBO und LBO existieren noch weitere Spielarten des Buy-outs:
Beim Management Buy-in (MBI) kauft ein externes Management ein Unternehmen. Die neuen Eigentümer kommen von außen und übernehmen gleichzeitig die Führung. Dies ist oft der Fall, wenn das bisherige Management nicht kaufen kann oder will.
Der Employee Buy-out (EBO) bezeichnet die Übernahme durch die Belegschaft. Die Mitarbeiter werden zu Miteigentümern – ein Modell, das besonders in Krisenzeiten oder bei drohenden Schließungen zum Einsatz kommt.
Beim Family Buy-out kauft ein Familienmitglied die Anteile der anderen aus. Dies ist ein häufiger Weg, um Nachfolgeprobleme zu lösen, wenn mehrere Erben vorhanden sind, aber nur einer das Unternehmen weiterführen will.
Der Secondary Buy-out schließlich beschreibt den Verkauf von einem Finanzinvestor an einen anderen. Das Unternehmen bleibt in der Private-Equity-Welt, bekommt aber einen neuen Eigentümer mit möglicherweise anderen Entwicklungsvorstellungen.
Aktuelle Entwicklungen
Der Buy-out-Markt boomt seit Jahren. Niedrige Zinsen, hohe Liquidität und die Suche nach Rendite haben zu Rekordvolumina geführt. Gleichzeitig steigen die Preise für attraktive Unternehmen, was die Renditeaussichten schmälert.
Auch inhaltlich gibt es Veränderungen: Nachhaltigkeit und ESG-Kriterien spielen eine immer größere Rolle. Buy-out-Investoren müssen heute nicht nur finanzielle Kennzahlen optimieren, sondern auch ökologische und soziale Aspekte berücksichtigen.
Die Corona-Krise hat zudem gezeigt, wie wichtig finanzielle Stabilität ist. Hochverschuldete Buy-out-Kandidaten gerieten teilweise in Schwierigkeiten. Künftig dürften daher etwas konservativere Finanzierungsstrukturen mit mehr Eigenkapital an Bedeutung gewinnen.