Cost of Capital

Die Kapitalkosten – im Fachjargon Cost of Capital – gehören zu den entscheidenden Kennzahlen im Finanzwesen. Sie beschreiben, wie viel ein Unternehmen für die Nutzung von Kapital aufwenden muss, unabhängig davon, ob dieses Kapital von Eigentümern, Aktionären oder Kreditgebern stammt.

Im Grunde handelt es sich um den Preis, den ein Unternehmen für die Bereitstellung finanzieller Mittel zahlt – vergleichbar mit der Miete für eine Wohnung, nur dass hier Geld “gemietet” wird. Dieser Preis spiegelt die Erwartungen der Kapitalgeber wider und berücksichtigt sowohl das allgemeine Zinsumfeld als auch die spezifischen Risiken eines Unternehmens oder Projekts.

Eigenkapital vs. Fremdkapital – unterschiedliche Kosten, unterschiedliche Risiken

Die Kosten für verschiedene Kapitalarten unterscheiden sich erheblich. Fremdkapital – also Kredite und Anleihen – ist in der Regel günstiger als Eigenkapital. Das liegt daran, dass Fremdkapitalgeber im Insolvenzfall vorrangig bedient werden und ihre Ansprüche meist durch Verträge klar geregelt sind. Die Kosten für Fremdkapital entsprechen den Zinsen, die ein Unternehmen zahlen muss, wobei der Steuereffekt berücksichtigt wird (Zinsen sind steuerlich absetzbar).

Eigenkapital hingegen ist teurer. Aktionäre und andere Eigenkapitalgeber tragen das höchste Risiko, da sie im Insolvenzfall als letzte bedient werden. Als Ausgleich für dieses Risiko erwarten sie eine entsprechend höhere Rendite. Die Ermittlung der Eigenkapitalkosten ist anspruchsvoller, da sie auf Erwartungen basiert und häufig über Modelle wie das Capital Asset Pricing Model (CAPM) geschätzt wird.

Der kluge Mix aus beiden Kapitalarten – die sogenannte Kapitalstruktur – kann die Gesamtkapitalkosten eines Unternehmens optimieren. Es gibt jedoch keinen universellen Mix, der für alle passt – die ideale Mischung hängt von Faktoren wie Branche, Wachstumsphase und Risikobereitschaft ab.

WACC – der gewichtete Durchschnitt macht’s

Um die Gesamtkapitalkosten zu ermitteln, nutzen Finanzexperten den Weighted Average Cost of Capital (WACC) – den gewichteten Durchschnitt der Kapitalkosten. Diese Kennzahl berücksichtigt sowohl die Kosten für Eigenkapital als auch für Fremdkapital, gewichtet nach ihrem jeweiligen Anteil an der Gesamtfinanzierung.

Die Formel mag auf den ersten Blick einschüchternd wirken, folgt aber einem logischen Aufbau: Man multipliziert den Anteil jeder Kapitalart mit ihren spezifischen Kosten und addiert diese Werte. Bei Fremdkapital wird zusätzlich der Steuervorteil berücksichtigt, da Zinszahlungen steuerlich absetzbar sind.

Der WACC dient als Messlatte für Investitionsentscheidungen. Ein Projekt sollte mindestens die Kapitalkosten einbringen – andernfalls vernichtet es Wert statt ihn zu schaffen. Viele Unternehmen setzen diesen Wert daher als Mindesthürde für neue Vorhaben an.

Einflussfaktoren – was treibt die Kapitalkosten?

Zahlreiche Faktoren beeinflussen die Höhe der Kapitalkosten. Zu den wichtigsten zählen:

Besonders spannend ist die Wechselwirkung zwischen Kapitalkosten und Unternehmensführung: Studien zeigen, dass Unternehmen mit guter Corporate Governance tendenziell niedrigere Kapitalkosten haben – Transparenz und klare Strukturen werden von Kapitalgebern mit einem “Vertrauensrabatt” belohnt.

Praxisbeispiel – Kapitalkosten bei Investitionsentscheidungen

Stellen wir uns ein Produktionsunternehmen vor, das eine neue Fertigungslinie plant. Die Investitionskosten betragen 10 Millionen Euro, die erwarteten zusätzlichen Einnahmen über die Nutzungsdauer von 15 Jahren liegen bei 15 Millionen Euro (nach Steuern, nicht diskontiert). Klingt erst einmal profitabel.

Nun kommen die Kapitalkosten ins Spiel. Bei einem WACC von 8% müssen die künftigen Einnahmen abgezinst werden, was ihren Barwert auf etwa 8,5 Millionen Euro reduziert. Plötzlich erscheint das Projekt nicht mehr attraktiv, da der Barwert der Einnahmen unter den Investitionskosten liegt. Bei einem WACC von nur 6% hingegen würde sich das Bild wieder zugunsten der Investition drehen.

Dieses Beispiel verdeutlicht, warum Unternehmen bestrebt sind, ihre Kapitalkosten zu senken. Schon geringe Unterschiede können darüber entscheiden, ob Projekte grünes Licht erhalten oder in der Schublade verschwinden.

Strategien zur Optimierung der Kapitalkosten

Unternehmen haben verschiedene Möglichkeiten, ihre Kapitalkosten zu optimieren. Eine ausgewogene Kapitalstruktur ist ein wichtiger Hebel – zu viel Fremdkapital erhöht das Risiko und damit die Kapitalkosten, während zu viel Eigenkapital Chancen auf den Leverage-Effekt verschenkt.

Auch eine klare, verlässliche Kommunikation mit Investoren kann Kapitalkosten senken. Überraschungen mögen im Privatleben erfreulich sein, an den Kapitalmärkten werden sie meist mit Risikoaufschlägen bestraft. Transparenz, regelmäßige Updates und erfüllte Prognosen bauen Vertrauen auf und können die Risikoprämie senken.

Nicht zuletzt spielt operationale Exzellenz eine wichtige Rolle. Ein Unternehmen, das seine Abläufe im Griff hat, stabile Cashflows generiert und seine Marktposition kontinuierlich stärkt, wird von Kapitalgebern als weniger riskant eingestuft – mit entsprechend positiven Auswirkungen auf die Kapitalkosten.