Economic Value Added
Economic Value Added (EVA) hat die Finanzwelt in den 1990er Jahren aufgemischt wie kaum ein anderes Konzept. Die simple, aber revolutionäre Idee dahinter: Ein Unternehmen schafft erst dann echten Mehrwert, wenn es mehr verdient als seine Kapitalgeber erwarten. Klingt logisch? Ist es auch – wurde aber jahrzehntelang ignoriert.
Die Rechnung dahinter
Stellen wir uns ein Maschinenbauunternehmen vor: Es macht 5 Millionen Euro Gewinn bei 50 Millionen Euro eingesetztem Kapital. Klingt erstmal gut. Aber wenn die Kapitalgeber (Aktionäre und Banken) eine Rendite von 12% erwarten, bräuchte das Unternehmen 6 Millionen Euro Gewinn, um diese Erwartung zu erfüllen. Die Differenz von minus 1 Million ist der EVA – in diesem Fall negativ.
Die Komponenten des EVA:
- Operativer Gewinn nach Steuern (NOPAT)
- Eingesetztes Kapital
- Kapitalkosten (WACC)
- Anpassungen für Verzerrungen in der Bilanzierung
- Bereinigungen um Sondereffekte
Warum der traditionelle Gewinn nicht reicht
Der klassische Gewinn hat eine große Schwäche: Er ignoriert die Opportunitätskosten des eingesetzten Kapitals. Ein Beispiel: Zwei Unternehmen machen jeweils 1 Million Euro Gewinn. Das eine braucht dafür 5 Millionen Euro Kapital, das andere 20 Millionen. Offensichtlich arbeitet das erste Unternehmen effizienter – der EVA macht diesen Unterschied sichtbar.
EVA in der Praxis
Viele Konzerne nutzen EVA als zentrales Steuerungsinstrument. Manager werden nicht mehr nach dem absoluten Gewinn beurteilt, sondern danach, ob sie Wert schaffen. Das führt zu besseren Investitionsentscheidungen: Wachstum um jeden Preis war gestern, heute zählt wertschaffendes Wachstum.
Die Herausforderungen
EVA ist ein mächtiges Werkzeug, aber kein Allheilmittel. Die Berechnung der Kapitalkosten ist mehr Kunst als Wissenschaft. Auch die notwendigen Bereinigungen der Bilanzzahlen machen das Konzept komplex. Manche Kritiker sagen, EVA sei zu kurzfristig orientiert und vernachlässige strategische Investments.
Der Blick nach vorn
Moderne Ansätze kombinieren EVA mit anderen Kennzahlen. Unternehmen schauen nicht nur auf den aktuellen EVA, sondern auch auf den erwarteten zukünftigen Wertzuwachs. Das macht die Steuerung ausgewogener und strategischer.
EVA ist wie eine scharfe Brille – sie zeigt unbequeme Wahrheiten, macht aber genau dadurch bessere Entscheidungen möglich. Oder wie es ein CFO mal formulierte: “EVA ist wie ein strenger Trainer im Fitnessstudio – manchmal nervig, aber am Ende macht er dich besser.”