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Future Earnings

Future Earnings, zu Deutsch zukünftige Erträge, beschreiben die Gewinne oder Einnahmen, die ein Unternehmen, eine Einzelperson oder eine Investition voraussichtlich in kommenden Zeiträumen erwirtschaften wird. Anders als bei historischen Ergebnissen handelt es sich hierbei um Prognosen – fundierte Vermutungen, die auf aktuellen Daten, Markttrends und strategischen Plänen basieren. Die Aussicht auf zukünftige Erträge treibt Investitionsentscheidungen an, bestimmt den Wert von Unternehmen und beeinflusst Karriereentscheidungen von Fachkräften. 

Wer beispielsweise Aktien eines Technologieunternehmens kauft, spekuliert in erster Linie nicht auf dessen aktuelle Geschäftszahlen, sondern auf die erwarteten Gewinne in den kommenden Jahren oder Jahrzehnten. Die Kunst, Future Earnings präzise zu prognostizieren, gehört zu den anspruchsvollsten Aufgaben in der Finanzwelt – und zu den folgenreichsten.

Die Bedeutung für Unternehmensbewertungen

Bei der Bewertung von Unternehmen spielen zukünftige Erträge eine zentrale Rolle. Während die Bilanz den aktuellen Vermögensstatus abbildet, geben Future Earnings Aufschluss über die Wachstumsperspektiven und die langfristige Rentabilität. Besonders bei jungen, wachstumsstarken Unternehmen können die erwarteten zukünftigen Gewinne den gegenwärtigen Unternehmenswert um ein Vielfaches übersteigen.

Analysten nutzen verschiedene Methoden, um Future Earnings zu ermitteln. Die Diskontierung zukünftiger Cashflows (DCF-Methode) gilt als besonders fundiert. Hierbei werden prognostizierte Erträge mit einem Zinssatz abgezinst, der das Risiko und den Zeitwert des Geldes berücksichtigt. Einfacher, aber weniger präzise sind Multiplikator-Methoden, bei denen aktuelle Gewinne mit branchenüblichen Faktoren multipliziert werden.

Die Kurs-Gewinn-Verhältnisse (KGV) an Aktienmärkten spiegeln diese zukunftsgerichtete Perspektive wider. Ein hohes KGV deutet darauf hin, dass Anleger überdurchschnittliches Gewinnwachstum erwarten – selbst wenn die aktuellen Erträge noch bescheiden ausfallen. Das erklärt, warum technologielastige Wachstumsaktien oft mit deutlich höheren KGVs gehandelt werden als etablierte Unternehmen in traditionellen Branchen.

Prognosemethoden und ihre Herausforderungen

Die Vorhersage von Future Earnings gleicht einem Blick in die Kristallkugel – mit dem Unterschied, dass moderne Analysten auf ausgefeilte Modelle zurückgreifen. Zu den gängigen Ansätzen zählen:

Trotz dieser methodischen Vielfalt bleibt die Prognose von Future Earnings fehleranfällig. Unvorhergesehene Ereignisse wie technologische Durchbrüche, Regulierungsänderungen oder wirtschaftliche Schocks können die sorgfältigsten Prognosen zunichtemachen. Hinzu kommen systematische Verzerrungen: Studien zeigen, dass Analysten tendenziell zu optimistisch sind und Wachstumsaussichten überschätzen – ein Phänomen, das als “Overconfidence Bias” bekannt ist.

Future Earnings im Kontext persönlicher Finanzen

Nicht nur für Unternehmen, auch für Einzelpersonen spielen zukünftige Erträge eine wichtige Rolle. Die Entscheidung für einen bestimmten Bildungsweg oder Beruf wird maßgeblich von den erwarteten Lebenseinkommen beeinflusst. Wer sich für ein Medizinstudium entscheidet, nimmt oft jahrelange Entbehrungen in Kauf – in der Erwartung, später überdurchschnittliche Einkommen zu erzielen.

Bei Entschädigungsklagen nach Unfällen oder Berufsunfähigkeit müssen Gerichte den Verlust zukünftiger Einnahmen beziffern. Hier werden statistische Daten zu durchschnittlichen Einkommensentwicklungen mit individuellen Faktoren wie Ausbildungsstand und bisherigem Karriereverlauf kombiniert, um eine angemessene Kompensation zu ermitteln.

Auch in der Altersvorsorge spielen Prognosen zukünftiger Erträge eine zentrale Rolle. Anleger müssen abschätzen, welche Renditen ihre Investments langfristig erzielen werden, um den notwendigen Sparbetrag zu berechnen. Unterschiede von wenigen Prozentpunkten in der angenommenen Rendite können über Jahrzehnte zu drastisch unterschiedlichen Ergebnissen führen.

Rechtliche und ethische Dimensionen

Die Kommunikation von Future-Earnings-Prognosen unterliegt rechtlichen Rahmenbedingungen. Börsennotierte Unternehmen müssen sorgfältig abwägen, welche Zukunftsaussagen sie treffen. Zu optimistische Prognosen können als Marktmanipulation gewertet werden und rechtliche Konsequenzen nach sich ziehen. Andererseits können zu pessimistische oder zurückhaltende Aussagen den Aktienkurs unnötig belasten.

Diese Gratwanderung wird durch die sogenannte “Safe Harbor”-Regelung erleichtert, die Unternehmen einen gewissen rechtlichen Schutz bietet, wenn sie zukunftsgerichtete Aussagen als solche kennzeichnen und auf Risiken hinweisen. Dennoch bleiben Managementteams angreifbar, wenn sich ihre Prognosen als grob falsch erweisen – besonders, wenn sie kurz vor dem Verfehlen der Ziele noch optimistische Statements abgegeben haben.

Ethisch betrachtet stehen Wirtschaftsprüfer, Analysten und Berater vor der Herausforderung, realistische Prognosen zu erstellen, ohne sich von den Interessen ihrer Auftraggeber beeinflussen zu lassen. Die Geschichte der Finanzmärkte ist gepflastert mit Fällen, in denen übertriebene Gewinnerwartungen zu Fehlallokationen von Kapital und letztlich zu schmerzhaften Korrekturen geführt haben.

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