Going Private

Stellen Sie sich vor, ein börsennotiertes Unternehmen zieht sich komplett von der Börse zurück – genau das ist Going Private. Es ist quasi der umgekehrte Börsengang, bei dem ein öffentliches Unternehmen wieder in private Hände übergeht. In den letzten Jahren haben sich einige bekannte Firmen für diesen Schritt entschieden, oft mit spannenden Hintergründen.

Warum den Schritt wagen?

Der Gang von der Börse hat handfeste Gründe. Viele Unternehmen stöhnen unter der Last der Börsennotierung: Quartalsberichte, Hauptversammlungen, ständige Kommunikation mit Analysten – das kostet Zeit und Geld. Dazu kommt der permanente Druck der Märkte. Manchmal passt die kurzfristige Denke der Börse einfach nicht zur langfristigen Strategie. Ein Going Private kann da wie eine Befreiung wirken.

So läuft der Prozess ab

Der Weg von der Börse folgt meist diesem Muster:

Die Spieler im Hintergrund

Meist stecken finanzstarke Investoren hinter einem Going Private. Private-Equity-Gesellschaften sind hier besonders aktiv – sie sehen oft Potenzial, das an der Börse nicht richtig gewürdigt wird. Aber auch Gründerfamilien oder strategische Investoren greifen zu, wenn sie die Chance sehen, ein Unternehmen fernab der Börse besser entwickeln zu können.

Vor- und Nachteile

Die Vorteile liegen auf der Hand: Weniger Bürokratie, mehr Flexibilität bei Entscheidungen, keine lästige Quartalsberichterstattung. Auch teure Compliance-Anforderungen fallen weg. Der große Nachteil: Der Zugang zum Kapitalmarkt wird schwieriger. Neue Finanzierungen müssen anders organisiert werden, etwa über Banken oder private Investoren.

Was das für die Beteiligten bedeutet

Ein Going Private betrifft viele Parteien. Die Aktionäre müssen meist verkaufen – manchmal zu einem guten Preis, manchmal eher widerwillig. Für die Mitarbeiter kann es ein Segen sein, wenn endlich wieder langfristig geplant wird. Das Management bekommt mehr Ruhe für strategische Entscheidungen. Allerdings: Die neue Eigentümerstruktur bringt oft auch neue Erwartungen mit sich.

Der Trend zum Going Private hat in den letzten Jahren zugenommen. Viele Unternehmen sehen die Börse nicht mehr als den “place to be”. Sie wollen sich lieber auf ihr Kerngeschäft konzentrieren, statt ständig den Markt zu bedienen. Manchmal ist es auch eine Frage der Bewertung: Wenn die Börse den wahren Wert nicht erkennt, kann ein Rückzug ins Private der bessere Weg sein.

Übrigens: Going Private ist keine Einbahnstraße. Es gibt durchaus Unternehmen, die nach einigen Jahren in der “privaten Phase” wieder an die Börse zurückkehren – dann meist stärker und besser aufgestellt als zuvor. Am Ende kommt es darauf an, welche Struktur am besten zum jeweiligen Unternehmen und seiner Strategie passt.