Quick Ratio
Zahlen sind geduldig – aber Lieferanten nicht. Deshalb braucht es verlässliche Indikatoren, um die echte Zahlungskraft eines Unternehmens einzuschätzen. Die Quick Ratio ist so einer. Sie zeigt schonungslos, wie es um die kurzfristige Liquidität steht, ohne sich von vollen Lagerhallen blenden zu lassen.
Mehr als nur eine weitere Kennzahl
Während die normale Liquiditätskennzahl alles mitzählt, was theoretisch zu Geld gemacht werden könnte, ist die Quick Ratio deutlich strenger. Sie berücksichtigt nur, was innerhalb weniger Tage verfügbar ist. Das macht sie zum Gradmesser der tatsächlichen Zahlungsfähigkeit – ohne Wenn und Aber.
In die Berechnung fließen ein:
- Kassenbestand und Bankguthaben
- Kurzfristig realisierbare Forderungen
- Wertpapiere des Umlaufvermögens
Die Wahrheit hinter den Zahlen
Eine Quick Ratio von 1,0 ist wie eine Punktlandung: Die schnell verfügbaren Mittel decken exakt die kurzfristigen Verbindlichkeiten. Viele Finanzvorstände schlafen aber erst ab 1,2 ruhig. Bei 0,8 klingeln dagegen die Alarmglocken – dann muss im Zweifel das Lager verramschnt werden, um Rechnungen zu bezahlen.
Die spannendsten Erkenntnisse liefert oft der Branchenvergleich. Ein Automobilzulieferer mit einer Quick Ratio von 0,9 kann kerngesund sein, während der gleiche Wert einen Softwareanbieter in Erklärungsnot bringt. Die Kunst liegt in der Interpretation.
Das wahre Gesicht des Geschäfts
Was die Quick Ratio so wertvoll macht: Sie lässt sich nicht so leicht schönen wie andere Kennzahlen. Natürlich können Unternehmen kurz vor dem Bilanzstichtag ihre Zahlen aufhübschen. Aber über mehrere Quartale zeigt sich unbarmherzig die wahre Liquiditätslage.
Besonders spannend wird’s im Zeitvergleich. Eine sinkende Quick Ratio kann bedeuten, dass Kunden später zahlen, das Working Capital aus dem Ruder läuft oder die Margen erodieren. Wer solche Trends früh erkennt, kann gegensteuern – bevor der Gerichtsvollzieher klingelt.
Die Quick Ratio ist wie ein Gesundheitscheck fürs Unternehmen: manchmal unbequem, aber immer aufschlussreich. Sie ergänzt andere Kennzahlen wie Eigenkapitalquote oder EBIT-Marge. Erst das Gesamtbild zeigt, ob ein Unternehmen wirklich solide aufgestellt ist. Oder ob hinter der glänzenden Fassade die Substanz bröckelt.