Ratchet
Wer schon mal mit Venture Capital zu tun hatte, kennt das: Bei der nächsten Finanzierungsrunde ist der Firmenwert niedriger als erhofft. Die Altinvestoren verlieren Geld – aber die Gründer werden durch einen Ratchet geschützt. Eine Art Airbag für das Management, der bei vielen Investoren die Augenbrauen hochgehen lässt.
Mehr als nur eine Absicherung
Ein Ratchet ist wie eine Einbahnstraße: Er kennt nur eine Richtung – nach oben. Wenn neue Investoren zu einem niedrigeren Preis einsteigen, werden die Anteile der Gründer automatisch aufgestockt. Das klingt zunächst nach einem fairen Deal. Schließlich sollen die Macher motiviert bleiben. Aber der Teufel steckt im Detail.
Typische Ratchet-Varianten:
- Full Ratchet (voller Verwässerungsschutz)
- Weighted Average Ratchet (anteiliger Schutz)
- Broad-Based Ratchet (bezieht alle Wertpapiere ein)
- Narrow-Based Ratchet (nur bestimmte Anteilsklassen)
Wenn die Ratsche zuschnappt
Nehmen wir ein Beispiel: Eine Gründerin hält 25% an ihrem Start-up, bewertet mit 10 Millionen. Neue Investoren steigen mit 5 Millionen ein – aber zu einer Bewertung von nur 5 Millionen. Ohne Ratchet würde ihr Anteil verwässern. Mit Full Ratchet bekommt sie so viele neue Anteile, dass sie wieder auf ihre ursprünglichen 25% kommt.
Das Problem: Irgendjemand muss diese zusätzlichen Anteile abgeben. Meist sind es die Altinvestoren, die dadurch doppelt verlieren: Erst sinkt der Wert ihrer Anteile, dann werden sie noch zusätzlich verwässert.
Die Kunst der Balance
Was der Ratchet bewirken soll:
- Motivation des Managements sichern
- Schutz vor übertriebenen Bewertungen
- Ausgleich bei schlechter Marktlage
- Bindung wichtiger Mitarbeiter
In der Praxis ist der Ratchet oft ein Minenfeld. Zu großzügige Ratchets können die Altinvestoren verprellen. Zu harte Bedingungen demotivieren das Team. Die Kunst liegt darin, die richtige Balance zu finden.
Besonders spannend wird’s in Down Rounds – wenn die Bewertung deutlich fällt. Dann zeigt sich, ob der Ratchet wirklich durchdacht war. Manche Konstruktionen führen zu absurden Situationen, wo die Gründer plötzlich mehr Anteile haben als vorher. Das kann das ganze Cap Table durcheinanderbringen.
Der Ratchet ist wie ein Airbag: Im Ernstfall wichtig, aber hoffentlich braucht man ihn nie. Kluge Investoren und Gründer verhandeln ihn sorgfältig aus – und hoffen dann auf steigende Bewertungen. Denn nichts ist besser als ein Ratchet, der nie ausgelöst werden muss.