Sanierung
Die Operation am offenen Herzen der Wirtschaft – so könnte man Sanierung auch beschreiben. Wenn Unternehmen ins Straucheln geraten, braucht es mehr als nur ein paar Pflaster und gute Worte. Sanierung ist Intensivmedizin für Firmen, bei der jeder Handgriff sitzen muss. Zwischen Rettung und Exitus liegen oft nur wenige falsche Entscheidungen.
Die Diagnose: Wann der Patient krank ist
Klassische Alarmzeichen für Sanierungsbedarf sind wie Fieberkurven der Unternehmensgesundheit. Erst kommen die leichten Symptome: sinkende Margen, schleichender Liquiditätsabfluss, zunehmende Kundenreklamationen. Dann die schweren: Mahnungen häufen sich, Lieferanten pochen auf Vorkasse, die Bank wird nervös. Wenn diese Diagnose zu spät gestellt wird, hilft oft nur noch die Palliativmedizin – sprich Insolvenz.
Die wichtigsten Krankheitsbilder:
- Strategiekrise (der Patient hat sich übernommen)
- Ertragskrise (die Margins schwinden)
- Liquiditätskrise (dem Patienten geht die Puste aus)
- Führungskrise (der Kopf funktioniert nicht mehr)
Die Therapie – Hart aber wirkungsvoll
Eine erfolgreiche Sanierung verlangt radikale Einschnitte. Wie ein Chirurg muss der Sanierer trennen, was nicht mehr zu retten ist. Das bedeutet oft:
- Sofortmaßnahmen zur Liquiditätssicherung
- Schließung verlustbringender Bereiche
- Personalabbau in den richtigen Stellen
- Neuausrichtung der Strategie
- Verhandlungen mit Gläubigern
Besonders heikel: die Kommunikation. Zu viel Transparenz schreckt Kunden und Lieferanten ab. Zu wenig Offenheit zerstört Vertrauen bei Mitarbeitern und Banken. Der Sanierer muss hier einen Drahtseilakt vollführen – ohne Netz und doppelten Boden.
Die Stakeholder im Sanierungstheater
Jeder will gerettet werden, aber keiner will bluten. Banken fordern zusätzliche Sicherheiten, Lieferanten ihre ausstehenden Rechnungen, Mitarbeiter Jobgarantien. Gleichzeitig soll der Patient gesund werden – und das möglichst schnell. Ein Interessenkonflikt, der nur durch geschicktes Stakeholder-Management zu lösen ist.
Die Prognose entscheidet dabei alles. Ist der Patient überhaupt noch zu retten? Lohnt sich der Aufwand? Manchmal ist die geordnete Abwicklung die bessere Alternative – auch wenn das niemand gerne hört.
Erfolgsfaktoren der Genesung:
- Schnelles, aber nicht überhastetes Handeln
- Realistische Einschätzung der Überlebenschancen
- Ausreichende Finanzierung der Sanierung
- Professionelles Projektmanagement
- Klare Führung durch die Krise
Am Ende gleicht jede Sanierung einem Marathonlauf gegen die Zeit. Wer zu schnell startet, bricht ein. Wer zu langsam läuft, erreicht das Ziel nicht mehr. Nur mit der richtigen Mischung aus Tempo und Ausdauer gelingt die Rettung. Und selbst dann gibt es keine Garantie – aber immerhin eine echte Chance.