Subordinated Debt

Nachrangige Verbindlichkeiten (Subordinated Debt) bezeichnen Schuldtitel, die im Falle einer Insolvenz oder Liquidation erst nach der Bedienung vorrangiger Verbindlichkeiten (Senior Debt) zurückgezahlt werden. Diese Nachrangigkeit in der Gläubigerhierarchie bedeutet ein höheres Risiko für die Investoren, da im Ernstfall möglicherweise nicht genügend Vermögenswerte zur vollständigen Rückzahlung zur Verfügung stehen. 

Als Kompensation für dieses erhöhte Risiko bieten nachrangige Verbindlichkeiten in der Regel höhere Zinssätze als vorrangige Schulden. Gleichzeitig rangieren sie in der Kapitalstruktur jedoch noch vor Eigenkapital, was sie zu einer Mischform zwischen klassischen Schuldtiteln und Eigenkapitalinstrumenten macht.

Arten von nachrangigen Verbindlichkeiten

Nachrangige Verbindlichkeiten existieren in verschiedenen Formen, die sich in ihrer spezifischen Rangfolge und ihren Merkmalen unterscheiden. Junior Debt bezeichnet allgemein Schulden, die anderen Verbindlichkeiten nachgeordnet sind. Mezzanine-Finanzierungen stellen eine besondere Form dar, die Eigenschaften von Fremd- und Eigenkapital kombiniert und häufig für Wachstumsfinanzierungen oder Übernahmen eingesetzt wird.

Im Bankenbereich spielen nachrangige Anleihen eine wichtige Rolle für die Eigenkapitalausstattung. Contingent Convertible Bonds (CoCo-Bonds) sind nachrangige Anleihen, die bei Eintritt bestimmter Ereignisse, wie dem Unterschreiten regulatorischer Kapitalquoten, automatisch in Eigenkapital umgewandelt werden. Diese Instrumente dienen als zusätzlicher Risikopuffer für Banken und wurden nach der Finanzkrise 2008 zunehmend populär.

Bedeutung in der Unternehmensfinanzierung

Nachrangige Verbindlichkeiten erfüllen wichtige Funktionen in der Unternehmensfinanzierung. Sie ermöglichen die Aufnahme zusätzlichen Kapitals, ohne die Kontrolle durch Eigenkapitalgeber zu verwässern, und bieten dabei häufig steuerliche Vorteile, da Zinszahlungen in vielen Ländern steuerlich abzugsfähig sind. Besonders für wachstumsstarke Unternehmen, die bereits einen hohen Anteil an vorrangigen Verbindlichkeiten haben, können nachrangige Verbindlichkeiten eine attraktive Finanzierungsquelle darstellen.

Im Bereich von Unternehmensübernahmen werden nachrangige Kredite oft als Teil der Akquisitionsfinanzierung eingesetzt, wenn die vorrangigen Kreditgeber nicht das gesamte benötigte Kapital bereitstellen. Sie schließen so die Finanzierungslücke zwischen Senior Debt und Eigenkapital und ermöglichen Transaktionen, die sonst nicht realisierbar wären.

Risiko-Rendite-Profil für Investoren

Für Investoren bieten nachrangige Verbindlichkeiten spezifische Vor- und Nachteile:

Diesen Vorteilen stehen jedoch erhöhte Risiken gegenüber. Im Falle einer Unternehmenskrise ist die Wahrscheinlichkeit von Verlusten deutlich höher als bei vorrangigen Verbindlichkeiten. Zudem sind nachrangige Schulden oft weniger liquide am Sekundärmarkt handelbar, was bei vorzeitigem Verkaufsbedarf zu Preisabschlägen führen kann.

Regulatorische Aspekte und Markttrends

Die regulatorische Behandlung nachrangiger Verbindlichkeiten hat sich seit der Finanzkrise 2008 deutlich verändert. Besonders im Bankensektor wurden im Rahmen der Basel-III-Regularien und der europäischen CRD IV-Richtlinie strengere Anforderungen an die Qualität und Struktur nachrangiger Verbindlichkeiten gestellt. Diese dienen nun explizit als zusätzlicher Verlustpuffer und müssen bestimmte Kriterien erfüllen, um als zusätzliches Kernkapital (Additional Tier 1) oder Ergänzungskapital (Tier 2) anerkannt zu werden.

In den letzten Jahren hat das anhaltende Niedrigzinsumfeld das Interesse an nachrangigen Verbindlichkeiten befeuert, da Investoren auf der Suche nach höheren Renditen vermehrt bereit waren, zusätzliche Risiken einzugehen. Die zunehmende Standardisierung und verbesserte Transparenz haben auch zu einer breiteren Akzeptanz dieser Instrumente bei institutionellen und privaten Anlegern geführt.