Sunk Cost
Versunkene Kosten (Sunk Costs) bezeichnen Ausgaben, die bereits getätigt wurden und nicht mehr rückgängig gemacht oder zurückgewonnen werden können. Diese Kosten sind unabhängig von zukünftigen Entscheidungen und sollten daher bei rationalen Entscheidungsprozessen keine Rolle spielen.
Dennoch neigen Menschen dazu, bereits investierte Ressourcen wie Zeit, Geld oder Mühe in ihre Überlegungen einzubeziehen – ein Phänomen, das als Sunk-Cost-Fallacy (Versunkene-Kosten-Fehlschluss) bekannt ist. Dieser kognitive Bias führt oft dazu, dass an unwirtschaftlichen Projekten oder ungünstigen Situationen festgehalten wird, nur weil bereits viel investiert wurde.
Unterscheidung zwischen versunkenen und relevanten Kosten
Für fundierte wirtschaftliche Entscheidungen ist es essentiell, zwischen versunkenen und entscheidungsrelevanten Kosten zu unterscheiden. Versunkene Kosten liegen in der Vergangenheit und können nicht mehr beeinflusst werden. Sie sind im wahrsten Sinne des Wortes “versunken” und sollten daher keine Auswirkungen auf zukünftige Entscheidungen haben.
Entscheidungsrelevante Kosten hingegen sind variable Kosten, die in der Zukunft liegen und durch aktuelle Entscheidungen beeinflusst werden können. Bei der Bewertung, ob ein Projekt fortgeführt oder beendet werden sollte, sollten nur diese zukünftigen Kosten und Nutzen berücksichtigt werden. Die strikte Trennung zwischen versunkenen und relevanten Kosten bildet die Grundlage für rationales wirtschaftliches Handeln und hilft, emotionale Verzerrungen zu vermeiden.
Die Sunk-Cost-Fallacy im Alltag
Der Versunkene-Kosten-Fehlschluss begegnet uns in vielen Lebensbereichen. Ein klassisches Beispiel ist das Festhalten an Investments, deren Wert gesunken ist, in der Hoffnung, die ursprüngliche Investition “zurückzugewinnen”. Ebenso zeigt sich dieser Effekt beim Weiterschauen eines langweiligen Films, nur weil man bereits Zeit investiert hat, oder beim Festhalten an einer unglücklichen Beziehung aufgrund der gemeinsam verbrachten Jahre.
In Unternehmen äußert sich der Fehlschluss oft in der Fortsetzung unwirtschaftlicher Projekte, für die bereits erhebliche Ressourcen aufgewendet wurden. Das sogenannte “Throwing good money after bad” kann zu erheblichen wirtschaftlichen Schäden führen, wenn Entscheidungsträger emotionale Bindungen zu vergangenen Investments entwickeln und rationale Abbruchkriterien ignorieren.
Überwindung der Sunk-Cost-Fallacy
Um den Versunkene-Kosten-Fehlschluss zu überwinden, können verschiedene Strategien angewendet werden:
- Bewusstmachung des Biases und regelmäßige Reflexion der eigenen Entscheidungsprozesse
- Fokussierung auf zukünftige Kosten und Nutzen statt auf vergangene Investitionen
- Etablierung objektiver Entscheidungskriterien vor Projektbeginn
- Einholung externer, unbefangener Meinungen bei wichtigen Entscheidungen
- Regelmäßige Neubewertung laufender Projekte ohne Berücksichtigung bisheriger Investments
- Akzeptanz vergangener Verluste als Lernchance und nicht als Rechtfertigung für weiteres Festhalten
Besonders in Unternehmen kann die Implementierung formaler Stage-Gate-Prozesse mit klaren Abbruchkriterien helfen, emotionale Entscheidungen zu vermeiden und eine objektivere Bewertung zu ermöglichen.
Bedeutung für wirtschaftliche Entscheidungen
Das Konzept der versunkenen Kosten hat weitreichende Implikationen für wirtschaftliche Entscheidungsprozesse. In der Betriebswirtschaft wird betont, dass bei Make-or-Buy-Entscheidungen, Produktionseinstellungen oder der Bewertung von Investitionsalternativen ausschließlich zukünftige Kosten und Erträge relevant sind.
Die Fähigkeit, versunkene Kosten tatsächlich als irrelevant zu behandeln, stellt jedoch eine psychologische Herausforderung dar. Studien zeigen, dass selbst erfahrene Manager dem Versunkene-Kosten-Fehlschluss erliegen können. Die Förderung einer Unternehmenskultur, die das Eingestehen von Fehlern und das frühzeitige Beenden unwirtschaftlicher Projekte positiv bewertet, kann daher einen erheblichen Wettbewerbsvorteil darstellen.