Tax Due Diligence
Wenn Unternehmen den Besitzer wechseln, ist die Tax Due Diligence wie ein Blick in die steuerliche Seele des Targets. Hier geht es nicht um oberflächliche Schönheit, sondern um die harten Fakten unter der Bilanzoberfläche. Ein falscher Stempel vom Finanzamt von vor fünf Jahren? Könnte teuer werden. Die vergessene Umsatzsteuervoranmeldung aus 2019? Ein potenzieller Deal-Breaker.
Die Kunst der steuerlichen Archäologie
Wie Archäologen graben sich die Steuerprüfer durch die Schichten der Vergangenheit. Jedes Jahr, jede Steuererklärung, jeder Bescheid könnte eine Überraschung bergen. Die spannendste Frage dabei: Wo lauern die Risiken, die uns heute noch einholen können?
Die klassischen Grabungsfelder:
- Ertragsteuern (Körperschaftsteuer, Gewerbesteuer)
- Umsatzsteuer (der ewige Klassiker)
- Lohnsteuer (oft unterschätzt, selten fehlerfrei)
- Verrechnungspreise (das internationale Minenfeld)
- Grunderwerbsteuer (teuer und tückisch)
Die Phasen der steuerlichen Wahrheitsfindung
Eine Tax Due Diligence ist wie ein Präzisionsuhrwerk – ein Rädchen greift ins andere. Die wichtigsten Etappen:
- Datenbeschaffung und -analyse
- Identifikation von Risikobereichen
- Quantifizierung der Risiken
- Entwicklung von Lösungsansätzen
- Verhandlung von Garantien
- Dokumentation der Findings
Besonders heikel: die Bewertung von Eventualverbindlichkeiten. Was heute nur ein theoretisches Risiko ist, kann morgen eine reale Steuernachzahlung sein. Hier braucht es den richtigen Mix aus Erfahrung und Instinkt.
Das Orchester der Spezialisten
Eine Tax Due Diligence ist Teamarbeit. Steuerberater arbeiten Hand in Hand mit Wirtschaftsprüfern, M&A-Beratern und Juristen. Jeder bringt seinen Blickwinkel ein, jeder hat seine eigene Checkliste.
Die Top-Prüfungsschwerpunkte:
- Steuerliche Betriebsprüfungen (abgeschlossen und laufend)
- Organschaftsstrukturen (komplex und fehleranfällig)
- Internationale Verflechtungen (der globale Steuer-Dschungel)
- Verlustvorträge (das steuerliche Tafelsilber)
- Altlasten aus Umstrukturierungen (die Geister der Vergangenheit)
- Rückstellungen und Eventualverbindlichkeiten (die Unknown Unknowns)
Die wahre Kunst der Tax Due Diligence liegt in der Unterscheidung zwischen echten Risiken und theoretischen Problemen. Nicht jede Formalie ist ein Show-Stopper, nicht jede Fußnote eine Zeitbombe. Aber manchmal steckt gerade in der unscheinbarsten Nebenbemerkung eines Betriebsprüfers der entscheidende Hinweis.
Am Ende ist die Tax Due Diligence wie eine Versicherungspolice: Man hofft, sie nie zu brauchen, aber man ist froh, sie gemacht zu haben. Denn eines ist sicher: Das Finanzamt vergisst nichts – und es verjährt längst nicht alles, was man gerne vergessen würde.