X-Efficiency

Als der Wirtschaftswissenschaftler Harvey Leibenstein 1966 den Begriff der X-Efficiency prägte, trat er damit einigen Kollegen gehörig auf die Füße. Seine These: Unternehmen arbeiten häufig weniger effizient, als sie könnten – nicht wegen technischer Beschränkungen, sondern einfach, weil sie es können. Eine Erkenntnis, die damals wie heute für Diskussionen sorgt.

Was steckt dahinter?

X-Efficiency beschreibt die Lücke zwischen der bestmöglichen Effizienz eines Unternehmens und seiner tatsächlichen Leistung. Stellen Sie sich einen gemütlichen Monopolisten vor: Keine Konkurrenz in Sicht, die Gewinne sprudeln – warum also jeden Prozess optimieren? Diese “organisierte Schlamperei” ist genau das, was Leibenstein beobachtete.

Gründe für mangelnde X-Efficiency:

Die praktische Bedeutung

Besonders interessant wird das Konzept, wenn man es auf die reale Wirtschaft anwendet. Warum arbeiten manche Behörden so schleppend? Weshalb sind ehemalige Staatsmonopolisten oft so schwerfällig? Die X-Efficiency liefert hier interessante Erklärungsansätze. Sie zeigt, dass nicht nur Technologie und Ressourcen über den Erfolg entscheiden, sondern auch die innere Einstellung einer Organisation.

Der Wettbewerb als Heilmittel?

Die klassische Lösung für mangelnde X-Efficiency heißt: mehr Wettbewerb. Wenn Konkurrenten am Markt auftauchen, verschwindet die Behäbigkeit meist von selbst. Allerdings ist das keine Garantie – auch in hart umkämpften Märkten gibt es Unternehmen, die ihr Potenzial nicht ausschöpfen.

Moderne Perspektiven

Heute sehen wir das Konzept differenzierter. Manchmal kann ein gewisses Maß an “Ineffizienz” sogar gesund sein: Zeit für Kreativität, Raum für Experimente, Puffer für unerwartete Ereignisse. Die Kunst liegt darin, die richtige Balance zu finden zwischen strammer Effizienz und notwendiger Flexibilität.

Das Faszinierende an der X-Efficiency ist ihre Aktualität. In Zeiten von Startup-Kultur und digitaler Transformation zeigt sie uns, dass die größten Hindernisse oft nicht in der Technik liegen, sondern in unseren Köpfen. Oder wie es ein bekannter Manager mal formulierte: “Das schwierigste am Change-Management ist nicht die neue Software – es sind die Mitarbeiter, die seit 20 Jahren auf ihre ganz spezielle Art die Formulare ausfüllen.”