Zahlungsunfähigkeit
Zahlungsunfähigkeit liegt vor, wenn ein Schuldner seine fälligen Zahlungsverpflichtungen nicht mehr erfüllen kann. Das klingt einfacher, als es ist. Nicht jeder vorübergehende Engpass bedeutet gleich Zahlungsunfähigkeit. Erst wenn die Liquiditätslücke wesentlich ist und nicht kurzfristig geschlossen werden kann, spricht man rechtlich von Zahlungsunfähigkeit.
Die praktischen Anzeichen
Meist kündigt sich Zahlungsunfähigkeit früh an:
- Mahnungen häufen sich
- Lieferanten bestehen auf Vorkasse
- Gehälter werden verspätet gezahlt
- Sozialversicherungsbeiträge bleiben offen
- Steuervorauszahlungen werden nicht geleistet
- Banken sperren Kreditlinien
Der kritische Zeitpunkt
Das Gesetz lässt keinen Spielraum: Wer zahlungsunfähig ist, muss binnen drei Wochen Insolvenz anmelden. Diese Frist darf nur überschritten werden, wenn realistische Aussichten auf Sanierung bestehen. Für Geschäftsführer ist das oft eine Gratwanderung – zu früh aufgeben will niemand, zu spätes Handeln kann aber strafbar sein.
Die Unterscheidung zur Überschuldung
Zahlungsunfähigkeit ist nicht dasselbe wie Überschuldung. Ein Unternehmen kann überschuldet sein (mehr Schulden als Vermögen) und trotzdem zahlungsfähig bleiben, solange der laufende Cashflow stimmt. Umgekehrt kann ein Unternehmen mit gesunder Bilanz zahlungsunfähig werden, wenn die Liquidität fehlt.
Der Weg in die Krise
Typische Ursachen für Zahlungsunfähigkeit:
- Forderungsausfälle bei wichtigen Kunden
- Wegbrechende Aufträge
- Zu schnelles Wachstum
- Kalkulationsfehler
- Managementfehler
- Externe Schocks (Pandemie, Naturkatastrophen)
Die Handlungsoptionen
Wer Zahlungsunfähigkeit kommen sieht, hat mehrere Optionen:
- Verhandlungen mit Gläubigern
- Einführung strengen Liquiditätsmanagements
- Suche nach neuen Finanzierungsquellen
- Sanierung im Schutzschirmverfahren
- Geordnete Insolvenz
Die persönlichen Folgen
Zahlungsunfähigkeit trifft Menschen oft härter als Unternehmen. Private Zahlungsunfähigkeit bedeutet:
- Eintrag in Schuldnerverzeichnisse
- Kontopfändung
- Lohnpfändung
- Einschränkungen im täglichen Leben
- Oft jahrelanger Weg zur Restschuldbefreiung
Die Präventionsmaßnahmen
Professionelles Liquiditätsmanagement ist der beste Schutz:
- Regelmäßige Liquiditätsplanung
- Aktives Forderungsmanagement
- Ausreichende Liquiditätsreserven
- Frühwarnsysteme
- Professionelle Beratung bei ersten Anzeichen