Zinsdeckung

Die Zinsdeckung zeigt, wie leicht oder schwer sich ein Unternehmen mit seinen Zinszahlungen tut. Sie misst, wie oft die anfallenden Zinsen durch den operativen Gewinn gedeckt sind. Eine Zinsdeckung von 3 bedeutet: Das Unternehmen verdient dreimal so viel, wie es für Zinsen ausgeben muss. Je höher, desto besser.

Die Berechnung in der Praxis

Die klassische Formel lautet:

Das EBITDA wird oft bevorzugt, weil es die tatsächliche Zahlungsfähigkeit besser abbildet. Abschreibungen kosten ja kein echtes Geld.

Was ist ein guter Wert?

Wie so oft kommt es auf die Branche an. Energieversorger mit stabilen Cashflows kommen mit einer niedrigeren Zinsdeckung aus als zyklische Industrieunternehmen. Aber Faustregeln gibt es:

Die Bedeutung für Banken

Für Kreditgeber ist die Zinsdeckung eine Schlüsselkennzahl. Sie taucht in fast jedem Kreditvertrag als Covenant auf – als Mindestanforderung, die eingehalten werden muss. Wird sie unterschritten, kann die Bank den Kredit fällig stellen.

Schwächen der Kennzahl

Die Zinsdeckung hat ihre Tücken. Sie berücksichtigt nicht die Tilgung, die ja auch bezahlt werden muss. Auch einmalige Effekte im EBIT können das Bild verzerren. Kluge Analysten schauen daher immer auch auf andere Kennzahlen.

Die Rolle im Risikomanagement

Unternehmen nutzen die Zinsdeckung für ihre Finanzplanung. Wie viele neue Schulden kann man sich leisten? Wann wird es eng? Besonders bei steigenden Zinsen ist die regelmäßige Überwachung wichtig.

Branchenbesonderheiten

Jede Branche tickt anders. Immobilienunternehmen haben oft eine niedrigere Zinsdeckung, weil ihre Assets sehr wertstabil sind. Softwarefirmen brauchen dagegen höhere Polster, weil ihr Geschäft volatiler ist.

Die aktuelle Relevanz

In Zeiten steigender Zinsen gewinnt die Kennzahl an Bedeutung. Was bei Nullzinsen kein Problem war, kann jetzt zur Herausforderung werden. Viele Unternehmen überprüfen ihre Verschuldungsstrategie neu.

Der strategische Aspekt

Eine gute Zinsdeckung schafft Handlungsspielraum. Sie ermöglicht es, Chancen zu nutzen, wenn sie sich bieten – sei es für Investitionen oder Übernahmen. Wer bei der Zinsdeckung auf Kante genäht ist, dem sind die Hände gebunden.